Spiritualität, Margrit Meier verbindet verschiedene religiöse Welten mit Leichtigkeit.
«Das tun viele Reformierte», sagt sie.
Margrit Meier ist eine Frau, die nicht leicht einzuordnen ist. Sie ist reformiertes Kirchenmitglied – und Präsidentin der Schweizerischen Vereinigung für Parapsychologie. Sie ist Wirtschaftswissenschaftlerin – und bietet Kurse zu Meditation, schamanischen Praktiken und Feuerlaufen an. Neuerdings hat sie auch eine interreligiöse Meditationsausbildung ins Leben gerufen (vgl. Kasten rechts). Und doch sagt sie, das Christliche sei ihre Basis: «Das Christentum ist Teil von mir, und ich bin Teil von ihm.»
Bedacht. Margrit Meier, 64 Jahre alt, lebt in Köniz bei Bern: eine bedacht und differenziert argumentierende ältere Dame, die ein Einfamilienhaus mit zwei Freundinnen und vier Katzen teilt. Bis zu ihrer Pensionierung war sie Vizedirektorin des Staatssekretariats für Bildung und Forschung. Ihre spirituellen Interessen habe sie immer klar getrennt von dieser Funktion in der Bundesverwaltung, betont sie. Erstens sei das so angebracht gewesen, und zweitens wolle sie niemanden von ihren eigenen Anschauungen überzeugen – auch heute nicht.
Bewegt. Bei einem Thema überkommt Margrit Meier allerdings schon ein wenig missionarischer Eifer: Sie ist überzeugt, dass «sehr viele» Reformierte ähnlich wie sie selbst eingestellt sind – und sich eine Kirche mit offener Spiritualität wünschen. Zu dieser Überzeugung kam sie, als die von ihr initiierte Veranstaltungsreihe «Neumond – Vollmond» vor zwei Jahren in Bern und letztes Jahr in Zürich zum Publikumsmagneten wurde. Vertreter von Kirche und Parapsychologie diskutierten über Themen wie Reinkarnation und Kontakt mit den Toten.
Margrit Meier selbst verbindet unterschiedliche spirituelle Welten mit Leichtigkeit. Beim Meditieren orientiert sie sich nicht nur am Zen, sondern auch an Rudolf Steiner, Osho und am christlichen Herzensgebet. Ihr riesiges Bücherregal vereint Bücher aus verschiedenen Religionen, Theologie, Philosophie und Esoterik. Was ist für sie das Verbindende zwischen diesen Ansätzen? «Die Zuversicht, dass wir Menschen mitten im irdischen Dasein mit Gott in Kontakt sein können», antwortet Margrit Meier.
Bescheiden. Eines gelte es zu vermeiden: den spirituellen Dünkel, der leider in esoterischen Kreisen weit verbreitet sei. Ihr ist wichtig, «immer wieder zum Nullpunkt zurückzukehren und mir bewusst zu machen, dass ich weder Gott noch Weisheit besitzen kann». Diese Erfahrung machte Margrit Meier am eigenen Leib, als sie vor vierzehn Jahren ernsthaft erkrankte. Ganz ehrlich erzählt sie: «Ich musste feststellen, dass ich mit meiner damaligen esoterischen Erhabenheit nicht weiterkam.» Vom Christentum sagt sie, es sei zu ihr zurückgekommen, ohne dass sie es gesucht habe. Ursprünglich reformiert aufgewachsen, wandte sie sich als Jugendliche von der Kirche ab. Bei der Beerdigung ihres Vaters spürte sie dann allerdings, «dass es für diesen Moment kein stimmigeres Gebet gab als das Unservater». Sabine Schüpbach
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