Wer vor dreissig Jahren die Fühler ausstreckte nach Meditation, stiess auf einige wenige trockene Traktate, angesiedelt zwischen Yoga und Autogenem Training. Es gab eine Handvoll Bücher, einige Eingeweihte, die sich rar und wichtig machten, und einige Morgenlandfahrer, die mit leuchtenden Augen von Gurus und Ashrams erzählten. Später kam der Boom, und die Sache explodierte in sämtliche Richtungen. Nun schien jeder zu wissen, was Meditation ist, doch wer sich näher darauf einliess, landete bald einmal in den Fängen vereinnahmender Gemeinschaften.
Jetzt ist die Zeit reif für den nächsten Schritt: Meditation Schweiz startet im März 2010 den Betrieb mit dem Kurs «Mystik der Weltreligionen», geleitet von Georg Schmid. Und dabei wird es nicht bleiben. Denn erstens geht es um die Vermittlung von Wissen und praktischen Erfahrungen, und zweitens erfolgt die Vermittlung dieser Kenntnisse «neutral und interreligiös». Im Zeitraum von zwei Jahren werden die unterschiedlichsten kontemplativen Wege erkundet und deren Übungen praktiziert. Auch sehr Zeitgemässes wie Genpo Roshis Big Mind und Unkonventionelles wie Oshos Mystische Rose werden von der neuen Schule vermittelt.
Aber auch die psychologischen Aspekte des mystischen Weges werden nicht ausser Acht gelassen. Dazu stehen «Selbstwahrnehmung und Selbstliebe», «Umgang mit Projektionen» und «Dialog der inneren Stimmen» auf dem Programm. Kurzum: ein rundes, reifes Programm von hoher Güte, dem man sich gerne anvertrauen wird. Wer nach den zwei Jahren der Grundausbildung, weitere zwei Jahre folgen lässt, kann es an der Schule zum Titel eines Meditationslehrers bringen. In Retreats wird das zuvor Erfahrene individuell vertieft, auch «Die dunkle Nacht der Seele» soll dabei in den Bereich des Erfahrbaren rücken dürfen.
«Meditation entsteht aus der Sehnsucht zu erfahren, wer wir wirklich sind», schreiben die beiden Initiantinnen Margrit Meier und Erika Radermacher. «Das können wir nur, wenn wir zum neutralen Beobachter werden – zum Beobachter unserer eigenen Gedanken. Wenn es uns gelingt, die Barriere unseres Verstricktseins in Gedanken zu durchschreiten, so öffnet sich uns ein Raum von grosser Klarheit und Bewusstheit – jenseits des Verstandes. Er führt zu Frieden und zu innerer Gelassenheit, und eine ungeahnte Freude am Leben kann entstehen.»